Saarbrücken: AntiRa-Woche vom 9. – 14. Mai

Von Lam­pe­dusa bis Le­bach – Ak­ti­ons­woche gegen Ras­sismus, Ab­schie­bung und eu­ro­päi­sche Asyl­po­litik

Das selbst­ver­wal­tete Phi­lo­so­phen­café an der Uni­ver­sität des Saar­landes zeigt eine Woche lang die Aus­stel­lung „In­nen­an­sichten – Bilder aus der Ab­schie­be­haft In­gel­heim“. Da­neben findet ein um­fang­rei­ches Rah­men­pro­gramm mit Vor­trägen, Dis­kus­sionen und Film­vor­füh­rungen statt. Ab­ge­schlossen wird die Woche mit einer So­li­party und einer De­mons­tra­tion für die so­for­tige Schlie­ßung aller Ab­schie­be­lager.

Aufruf:

Die jüngsten Um­stürze in der ara­bi­schen Welt haben die Le­bens­si­tua­tion zahl­rei­cher Men­schen plötz­lich und auf dra­ma­ti­sche Weise ver­än­dert, vor­erst leider zu­meist zum Schlech­teren.

Dieser Um­stand und die De­sta­bi­li­sie­rung der Län­der­grenzen in Folge der in­neren Aus­ein­an­der­set­zungen führte zum ra­schen An­stieg von Flücht­lings­be­we­gungen aus Nord­afrika. Für die ge­fähr­liche Odyssee an die Grenzen Eu­ropa zahlen Flücht­linge nicht nur vier­stel­lige Be­träge an Schleu­ser­banden, ca. 16.000 von ihnen kos­tete sie in den letzten 15 Jahren das Leben.

Die EU-Stra­tegie im Um­gang mit un­ge­wollter Zu­wan­de­rung setzt sich in erster Linie aus Grenz­si­che­rung (Grün­dung der Eu­ro­päi­schen Agentur für die ope­ra­tive Zu­sam­men­ar­beit an den Au­ßen­grenzen: FRONTEX 2004, Über­ein­kunft über den Ein­satz so­ge­nannter Rapid Border In­ter­ven­tion Teams) und Ab­schre­ckung (z.B. Über­schreiten der Not­fall­ka­pa­zi­täten im “Emp­fangs­lager” Lam­pe­dusa um das Viel­fache) zu­sammen, dabei wird sys­te­ma­tisch gegen Men­schen­rechte und die Genfer Flücht­lings­kon­ven­tion ver­stoßen.

Die hy­gie­ni­schen Zu­stände in den Auf­fang­la­gern sind häufig ka­ta­stro­phal, Frauen sind z.T. Zwangs­pro­sti­tu­tion und Ver­ge­wal­ti­gungen aus­ge­setzt. Falls die Flücht­linge einen Asy­lan­trag stellen dürfen, was ihnen häufig rechts­widrig ver­sagt wird, ver­bes­sert sich ihre Lage nur un­zu­rei­chend.Durch die in Deutsch­land gel­tende Re­si­denz­pflicht werden sie in ihrer Be­we­gungs­frei­heit stark ein­ge­schränkt und da selbst nach meh­reren Jahren Auf­ent­halt nur die We­nigsten eine Ar­beits­er­laubnis er­halten, bleiben sie auf So­zi­al­leis­tungen noch weit unter ALG-II-Ni­veau an­ge­wiesen.Was die Be­völ­ke­rung in den Län­dern der EU nur durch Zei­tung und Fern­sehen mit­be­kommt, ist für die be­trof­fenen Flücht­linge oft der Ein­schnitt in ihrem Leben, ca. 40% von ihnen leiden unter post­trau­ma­ti­schen Be­las­tungs­stö­rungen, De­pres­sion und Suizid sind wei­tere häu­fige Folgen ihrer Er­leb­nisse.

Dabei liegt eine Wurzel der Flücht­lings­pro­ble­matik in non-fair trade, Le­bens­mit­tel­sub­ven­tionen und Über­fi­schung durch die EU, die auch haupt­ver­ant­wort­lich für die glo­bale Er­wär­mung und ihre dra­ma­ti­schen Folgen wie Was­ser­mangel und Na­tur­ka­ta­stro­phen für hun­derte Mil­lionen Men­schen vor allem in der zweiten und dritten Welt ist. Dar­über hinaus sta­bi­li­sieren vor allem die Staaten West­eu­ropas jahr­zehn­te­lang eben jede Re­gimes in Nord­afrika, die nun die Be­frei­ungs­be­we­gungen in Nord­afrika mit Waf­fen­ge­walt zu er­sti­cken ver­su­chen.

Aus diesem Grund be­her­bergt das Phi­lo­so­phen­café vom 9. – 13.05 die Aus­stel­lung “In­nen­an­sichten – Bilder aus der Ab­schie­be­haft in In­gel­heim” des Dia­ko­ni­schen Werks Hessen-Nassau. Par­allel werden Vor­träge von Re­fe­renten aus ver­schie­denen Be­rei­chen zur re­gio­nalen und eu­ro­päi­schen Flücht­lings­po­litik und der Si­tua­tion der Flücht­linge in der EU statt­finden.

Am Ende der Woche soll ein ge­fes­tigter Ein­druck vom Um­gang Eu­ropas mit seinen un­ge­liebten Flücht­lingen und die an­satz­weise Be­ant­wor­tung der Frage “was kann ich da­gegen tun?” ent­stehen. Au­ßerdem werden Filme zum Thema ge­zeigt; alles wie ge­wohnt bei güns­tiger Ver­pfle­gung und in Ge­sell­schaft netter Leute.

Eine De­mons­tra­tion für die so­for­tige Schlie­ßung der Flücht­lings­lager in Le­bach und welt­weit, sowie gegen staat­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen Ras­sismus rundet die Woche ab.

Das Pro­gramm:

09. – 13. Mai, 10.00 – 18.00 Uhr:
In­nen­an­sichten – Bilder aus der Ab­schie­be­haft in In­gel­heim
Aus­stel­lung

Montag, 09. Mai, 16.00 Uhr:
Marie Weber (Amnesty In­ter­na­tional): Ab­schie­be­haft in In­gel­heim & EU-Flücht­lin­ges­po­litik
Vor­trag & Dis­kus­sion (Mehr Infos)

Dienstag, 10. Mai, 18.00 Uhr:
Ca­lais Mi­grant So­li­da­rity Group: Die Si­tua­tion der Flücht­linge in Ca­lais
Vor­trag & Film­vor­füh­rung (Mehr Infos)

Mitt­woch, 11. Mai, 18.00 Uhr:
Ro­land Röder (Ak­tion 3. Welt Saar / Saar­län­di­scher Flücht­lingsrat): Das Lager Le­bach
Vor­trag & Dis­kus­sion (Mehr Infos)

Don­nerstag, 12. Mai, 18.15 Uhr:
An­tifa Saar / Pro­jekt AK: The Truth Lies in Ro­stock
Kurz­vor­trag und Film­vor­füh­rung (Mehr Infos)

Freitag, 13. Mai, 20.00 Uhr:
Kurz­film­reihe “Frontex”, im An­schluss So­li­party
ACH­TUNG: Findet im JUZ St.Ing­bert statt! (Mehr Infos)

Als Ab­schluss der Woche findet am Samstag, den 14. Mai, ab 14.00 Uhr eine De­mons­tra­tion unter dem Motto: “Flücht­lings­lager schließen! In Le­bach und überall! Gegen staat­li­chen Ras­sismus” statt.Die Demo be­ginnt am Land­wehr­platz und führt durch das Nau­wieser Viertel und die Fuß­gän­ger­zone, bis zur Eu­ro­pa­ga­lerie. (De­moaufruf)

Die An­tiRa-Woche wird or­ga­ni­siert und un­ter­stützt von:

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