Gegen die IMK und ihre Freund_innen!

Im Fol­­gen­den do­­ku­­men­tie­ren wir den Bün­d­­nis­auf­ruf des Vor­­­be­rei­tungs­­­krei­ses gegen die IMK. For­t­an fin­det ihr alle, die Mo­­bi­­li­­sie­rung gegen die IMK be­tre­f­­fen­den, Infos auf imkwies­baden.blogs­port.de. Am 03. De­­zember gegen die In­­nen­­mi­­nis­ter­­kon­­fe­renz und ka­pi­ta­­lis­ti­­schen Wahn­­sinn auf die Stra­ße gehen!

Gegen die IMK und ihre Freun­d_in­nen

Wenn De­le­­gier­te aus ver­­­schie­­de­nen Län­­dern nach Wies­­ba­den kom­men um zu The­men wie Mi­­gra­ti­on, Grun­d­rech­te und Po­­li­­zei­­ge­walt zu ar­­bei­ten, dann klingt das nach einer span­­nen­den Sache. Han­­delt es sich bei die­sen De­le­­gier­ten je­­doch um die 17 alten deut­­schen Her­ren der In­­nen­­mi­­nis­ter­­kon­­fe­renz (IMK) sieht das Ganze nicht mehr so rosig aus. In halb­­jähr­­li­chen Tre­f­fen fäl­len sie Be­schlüs­se, die die Si­cher­heit der Men­­schen vor dem Staat in Ge­fahr bringt.

„Wir brau­chen die, die uns nut­zen und nicht die, die uns aus­­nut­zen. Das soll­te unser Pro­­gram­m­­satz für die Zu­wan­­de­rungs­­­po­­li­tik sein.“ Hans-​Pe­ter Frie­d­rich(Bun­­des­in­­nen­­mi­­nis­ter)

Mit der fak­ti­­schen Ab­­schaf­­fung des Asyl­rechts im Jahr 1993 schaff­te es die­ser Leit­­satz ins Grun­d­­ge­­setz. „Be­darfs­o­ri­en­tier­te Zu­wan­­de­rung“ nennt es sich, wenn Men­­schen nur nach ihrem Nut­zen für die deut­­sche Wir­t­­schaft be­wer­tet wer­den. Kon­­kret be­­deu­tet das, dass viele Flücht­­lin­ge kein si­che­res Auf­ent­halts­recht be­­sit­zen und von Ab­­schie­­bung be­droht sind, so­­bald sie als „nutz­los“ für die deut­­schen Mark­t­in­ter­es­sen gel­ten. Die­je­­ni­gen die der deut­­sche Staat nur „dul­­det“ wer­den durch die Re­­si­­denz­pflicht schi­­ka­­niert. Zudem wer­den Men­­schen die zur Ab­­schie­­bung ver­­­füg­bar sein sol­len in Ab­­schie­­be­knäs­ten mo­na­te­lang ge­fan­gen ge­hal­ten. Die IMK ist nicht be­reit diese Zu­­stän­de ab­­zu­­schaf­fen. Man muss schon „dank­­bar“ sein, wenn sich dort keine neuen Schi­­ka­nen aus­­ge­­dacht wer­den. Deut­­sche Asyl­­po­­li­tik be­­ginnt je­­doch nicht an deut­­schen Gren­zen son­­dern wird be­quem out­­ge­­sour­ced: Flüch­ten­de wer­den be­reits an den eu­ro­päi­­schen Au­­ßen­­gren­zen von der Grenz­­schutz­a­gen­tur Fron­tex ab­­ge­fan­gen, wel­che vom eu­ro­päi­­schen Par­la­­ment immer mehr Rech­te zu­­ge­spro­chen be­­kommt und so zu­­neh­­mend selbst­­stän­­di­ger und un­ab­hän­­gi­ger wird. Fron­tex geht dabei laut Pro­Asyl mit »mas­­si­ver Auf­rüs­tung und Ab­schre­­ckung, De­­mü­ti­­gun­gen, Miss­han­d­­lun­gen bis hin zu il­le­­ga­len Zu­rück­wei­­sun­gen« gegen Flücht­­lin­ge vor. In den letz­ten 20 Jah­ren star­ben über 8.​000 Men­­schen im Mit­tel­­meer beim Ver­­­such ein bes­­se­res Leben in Eu­ro­pa zu er­rei­chen.

„Einen Staat, der mit der Er­­klä­rung, er wolle Straf­ta­ten ver­­hin­­dern, seine Bür­ger stän­dig über­­wacht, kann man als Po­­li­­zei­­staat be­­zeich­nen.“ Ernst Benda (ehem. Prä­­si­­dent des Bun­­des­­ver­­fas­­sungs­­­ge­richts)

Doch nicht nur im men­­schen­­ver­­ach­ten­den Flücht­­lings­­­po­­li­tik sucht der Staat Ef­­fi­­zi­enz­s­tei­­ge­rung und Op­ti­­mie­rungs­­stra­te­­gi­en. Im so­­ge­­nann­ten Kampf gegen den Ter­ror hat sich die IMK in letz­ter Zeit ei­­ni­ges ein­fal­len las­sen. Vi­­deo­­über­­wa­chung öf­­fent­­li­cher Plät­ze und Ge­­bäu­de neh­men wei­ter zu. Selbst in all­­täg­­li­chen Be­rei­chen wie ÖPNV und Fuß­­ball­­sta­­di­en kommt es zu re­­pres­­si­ven Maß­­nah­men um bei­­spiels­wei­se das Si­cher­heits­­ri­­si­ko Fuß­­ball­fan zu re­­du­­zie­ren. Der ex­­zes­­si­ve Ein­­satz von „we­­ni­ger-​töd­­li­chen Waf­­fen“ wie Pfe­f­­fer­­spray, mo­­der­nen Was­­ser­wer­­fern und neu­er­­dings Pep­­per­­balls und Te­le­skop-​Schlag­­stö­­cken, führt immer wie­der zu schwe­ren Ver­­let­­zun­gen bis hin zu ge­­sun­d­heit­­li­chen Spät­­fol­gen. In der Ver­­­gan­­gen­heit wur­den diese Mit­tel schon gegen Sitz­blo­cka­den an­­ge­wen­det. Die au­to­­ma­ti­­sche KFZ-​Kenn­­zei­chen­er­fas­­sung soll neu­er­­dings zur lü­­cken­lo­sen Über­­wa­chung des Ver­­kehrs die­nen. Ohne Be­trof­­fe­ne zu in­­for­­mie­ren ist es mög­­lich Com­­pu­ter mit­tels der On­­li­ne­­durch­­­su­chung aus­­zu­­spio­­nie­ren, was ver­­hin­­dert, dass diese da­­ge­gen kla­gen kön­nen. Wie die Vor­­rats­da­ten­s­pei­che­rung trotz „stö­ren­­dem“ Bun­­des­­ver­­fas­­sungs­­­ge­richts ein­­ge­­führt wer­den kann soll bei die­ser IMK be­spro­chen wer­den. Die Auf­­zäh­­lung könn­te noch be­­lie­big lange wei­ter ge­­führt wer­den. Was die­ser Kampf gegen den Ter­ror be­­deu­tet, er­­fuh­ren De­­mons­tran­t_in­nen und An­woh­ner_in­nen die­ses Jahr in Dres­den. Auf­­grund der Blo­cka­de eines Na­­zi­auf­­mar­­sches über­­wach­te die Po­­li­zei flä­chen­­de­­ckend Han­dys und er­­stell­te Be­we­­gungs­­pro­­fi­le von über 40.​000 Men­­schen.

„Aus die­sem Grund be­­grü­ße ich es aus­­drück­­lich, dass wie­der eine Ko­or­­di­­nie­rungs­­­grup­pe der Län­der, unter Fe­­der­­füh­rung des BKA, die ge­wal­t­­be­rei­te links­­ex­tre­me Szene ana­­ly­­siert. Die­ses Gre­­mi­um exis­tier­te be­reits zur RAF Zeit und ist jetzt wie­der ak­ti­viert wor­den. Auch das zeigt den Ernst der Lage.“ Boris Rhein zum Ab­­schluss der IMK in Frank­­furt (Hes­­si­­scher In­­nen­­mi­­nis­ter und Gast­­ge­ber der IMK)

Im Fokus der IMK steht seit jeher der so­­ge­­nann­te Links­­ex­tre­­mis­mus. Der Staat de­­fi­­niert hier­bei jeden Wi­­der­­spruch zur „bür­­ger­­li­chen Mitte“ als ex­tre­­mis­tisch. Mit der mit­t­­ler­wei­le so be­­lie­b­ten Ex­tre­­mis­mus­­theo­rie wird die Idee einer Ge­­sell­­schaft jen­­seits von Kon­­kur­renz und Ver­­wer­tungs­­lo­gik mit einer fa­­schis­ti­­schen Ver­­­nich­tungs­­i­deo­lo­gie gleich­­ge­­setzt. Der Ein­­satz von Spit­­zeln durch Po­­li­zei und Ge­heim­­dienst gegen linke Grup­pen wird auf der IMK ko­or­­di­­niert und vor­­an­­ge­trie­ben. Ein be­­kann­tes Bei­­spiel ist Simon Brom­ma, der 2010 in Hei­­del­­berg ent­tarnt wurde. Im Zuge des bun­­des­wei­ten Bil­­dungs­­streiks be­­gann er in Zu­­sam­­men­ar­­beit mit zwei wei­te­ren ver­­­deck­ten Er­­mit­t­ler_in­nen die linke und stu­­den­ti­­sche Szene zu in­­fil­trie­ren. Er be­­spit­­zel­te neun Mo­na­te lang Grup­pen, vom BUND bis zur An­ti­fa. Es zeigt sich, dass kaum ein Mit­tel ge­­scheut wird um gegen linke Kri­tik vor­­­zu­­ge­hen. Wer gegen diese Zu­­stän­de de­­mons­trie­ren will, blickt in die häss­­li­che Frat­ze all­­täg­­li­cher Po­­li­­zei­­ge­walt. Den­noch sind sich die meis­ten In­­nen­­mi­­nis­ter darin einig Straf­tä­ter_in­nen in Uni­­form schüt­zen zu wol­len und ver­­hin­­dern die Ein­­füh­rung einer all­­ge­­mei­nen Kenn­­zeich­­nungs­­pflicht von Po­­li­­zis­t_in­nen.

„Die meis­ten Men­­schen sind über Ter­ro­ris­mus und Kri­­mi­na­­li­tät be­un­ru­higt, nicht über po­­li­­zei­­li­che Schutz­­maß­­nah­men.“ Wolf­­gang Schäu­b­le (ehem. Bun­­des­in­­nen­­mi­­nis­ter)

Wir er­ken­nen, dass die IMK nicht als un­ab­hän­­gi­ges Gre­­mi­um ge­­se­hen wer­den kann. Viel­­mehr ist sie in unser der­­zei­ti­ges bür­­ger­­lich-​de­­mo­­kra­ti­­sches Sys­tem ein­­ge­­bun­den und somit Be­­stan­d­­teil und Organ einer herr­­schaft­­li­chen Ord­­nung. In­­so­­fern rich­tet sich un­­se­re Kri­tik auch gegen die deut­­sche Ge­­sell­­schaft und ge­­ne­rell gegen das ka­pi­ta­­lis­ti­­sche Sys­tem. Schließ­­lich be­trei­ben die In­­nen­­mi­­nis­ter eine der dring­­lichs­ten Auf­­ga­ben des Staa­tes im Ka­pi­ta­­lis­mus: Be­völ­ke­rungs­­­po­­li­tik. Die Be­völ­ke­rung, das Hu­­man­­ka­pi­tal also, soll funk­tio­na­­li­­siert, fle­­xi­­bi­­li­­siert und op­ti­­miert wer­den, ist der Staat doch exis­ten­­zi­ell auf funk­tio­­nie­ren­des Hu­­man­­ka­pi­tal an­­ge­wie­sen, um in der Welt­­mark­t­­kon­­kur­renz gegen an­­de­re Staa­ten be­s­te­hen zu kön­nen. So­lan­ge der deut­­sche Stan­d­ort stets »ge­­stärkt aus der Krise« (An­­ge­la Mer­kel) her­vor­­­geht, er­­scheint den treu­en Staats­­­bür­ger_in­nen eine ag­­gres­­si­ve Law-​and-​Or­der-​I­deo­lo­gie, sowie der na­tio­na­le Glau­ben an den ei­­ge­nen Stan­d­ort sinn­vol­ler als die Ana­­ly­se ge­­sell­­schaft­­li­cher Struk­tu­ren und Macht­­ver­­häl­t­­nis­se. Dass die ge­s­tei­­ger­te Wir­t­­schafts­leis­tung des ei­­ge­nen Stan­d­orts die wir­t­­schaft­­li­che De­­klas­­sie­rung an­­de­rer Stan­d­or­te be­­deu­tet, wird al­­ler­­dings ge­­konnt aus­­ge­blen­det. Mehr noch: Mi­­se­ren an­­de­rer Stan­d­or­te wer­den in so­­zi­al­chau­vi­­nis­ti­­scher und kul­tur­ras­­sis­ti­­scher Ma­­nier zur Folge „ge­wis­ser Ei­­gen­ar­ten“ der Kri­­sen­­ver­­­lie­rer ver­­­klärt. Dies zeigt sich an ak­tu­el­len ge­­sell­­schaft­­li­chen Dis­­kur­sen wie zum Bei­­spiel der Grie­chen­­land De­­bat­te.

„Das Bun­­des­­kri­­mi­nal­amt, Län­­der­­po­­li­­zei­en und das Bun­­des­amt für Si­cher­heit und In­­for­­ma­ti­­ons­tech­nik haben die In­i­tia­ti­ve zur Grün­­dung von ‚In­s­ti­tu­tio­nal Pu­blic Pri­va­te Par­t­­ner­ships‘ er­­grif­fen, die die ver­­­schie­­de­nen Ak­teu­re mit­ein­an­der ver­­­bin­den sol­len.“ Boris Rhein zum Ab­­schluss der IMK in Frank­­furt (Hes­­si­­scher In­­nen­­mi­­nis­ter und Gast­­ge­ber der IMK)

Mit sei­nem Ge­wal­t­­mo­no­pol si­chert der Staat die ka­pi­ta­­lis­ti­­sche Pro­­duk­ti­­ons­wei­se, indem er sich für das Pri­vat­ei­­gen­tum an Pro­­duk­ti­­ons­­mit­teln ver­­­bürgt. Kon­trol­le und Herr­­schaft sind aber nicht nur in der Hand des Staa­tes –“In­s­ti­tu­tio­nal Pu­blic Pri­va­te Par­t­­ner­ships“ sind ein Bei­­spiel der Zu­­sam­­men­ar­­beit zwi­­schen Staat und Un­ter­­neh­men. Zwi­­schen den neo­­li­­be­ra­len Öko­no­­mi­­sie­rungs-​und Pri­va­ti­­sie­rungs­­ten­­den­zen von Bil­­dung und Ge­­sun­d­heit auf der einen Seite und dem post­­mo­­der­nen Out­­sour­cen exe­­ku­ti­ver Ge­walt auf der an­­de­ren Seite liegt ein Un­ter­­schied. Mit dem Out­­sour­­cing des Ge­wal­t­­mo­no­­pols be­droht der Staat sei­nen ei­­ge­nen Kern­­be­reich und wird zur Ver­­wal­tungs­­in­s­ti­tu­ti­on. Unser In­ter­es­se aber ist es nicht den Staat und sein Ge­wal­t­­mo­no­pol zu ret­ten. Stat­t­­des­sen gilt es Staat, Na­ti­on und Ka­pi­tal zu über­­win­den. Wir wol­len dass sich die Pro­­duk­ti­­ons­wei­se an den Be­­dür­f­­nis­sen der Men­­schen ori­en­tiert und nicht die Be­­dür­f­­nis­se an der Pro­­duk­ti­­ons­wei­se. Der bür­­ger­­li­chen Flos­kel vom »Ende der Ge­­schich­te« ( Fran­cis Fu­­ku­yama), die den Ka­pi­ta­­lis­mus als best­mög­­li­che Wir­t­­schafts­ord­­nung be­­greift, be­­geg­nen wir mit der Mög­­lich­keit der Ver­­än­­de­rung, die den ge­­sell­­schaft­­li­chen Ver­­häl­t­­nis­sen doch im­­ma­­nent ist.

Dem­nach bleibt uns nichts als die ra­­di­­ka­le Kri­tik der Ver­­häl­t­­nis­se:

Für die so­­zia­le Re­vo­lu­ti­on!


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